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Stromaufwärts mit den ultrastarken, vollelektrischen Energica Ego und Eva

Stromaufwärts

“BOAH ..“ – wenn zwei erfahrene, an leistungsstarke Motorräder gewöhnte Fahrer beim Absteigen nur dies rausbringen, dann ist vorher etwas Beeindruckendes passiert. Die Maschinen von Energica machen’s möglich.


Die Moppetprosa-Story Stromaufwärts erschien im Motorrad Magazin MO, Ausgabe 2.2020 und kann auf www.motorprosa.com komplett gelesen werden.


Motorrad fahren – wegen Dynamik, Schräglage und Sound ein höchst emotionales Ereignis. Für einige ist es mehr: auf Höhe der Knie arbeiten mechanische Meisterwerke, in jahrelanger Ingenieursarbeit verfeinert und optimiert. Moderne Motoren, die aus Hunderten von Präzisionsteilen zusammengebaut werden, bieten Rennsport-Technik und erzeugen auf Wunsch wütende Kräfte, die Landschaften mit über 300 km/h vorbeireißen können. Motorrad fahren ist auch in technischer Hinsicht etwas ganz Besonderes.

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Ein breiter Tank drückt mir mit kuriosen Kanten die Beine auseinander, aus dem Vollen gefräste Rasten zwingen meine Füsse nach weit hinten und oben. Das Arrangement von tief angebrachtem Lenker und hoher Sitzbank ähnelt der Triumph Daytona T595, das Lüftungsgitter unter dem Beifahrer-Sitz erinnert mich an die Benelli Tornado.

An der aus dem Vollen gefrästen, durchbrochenen Gabelbrücke vorbei fällt mein Blick auf feuerrote Stahlrohre, durch fette Schweißnähte aneinander gefesselt.

Die Gabel selbst trägt den Öhlins-Aufkleber und beschreibt mir die Fahrbahn in hoher Auflösung, während ich mein eigenes Gewicht über jammernde Handgelenke in die edle Fahrwerksware drücke.

Die radiale Bremspumpe zeigt stolz das Brembo-Zeichen – der Zug eines einzigen Fingers daran reicht aus, um das Motorrad nachdrücklich in meinen Unterleib zu pressen. Der gewohnte Griff zur Kupplung geht ins Leere, denn dort, wo eine weitere radiale Handpumpe am Lenker hängen sollte, hängt – nichts. Auch das Zucken des linken Fußes bleibt mangels Schalthebel ohne Wirkung. Erlebe ich etwa gerade einen Teileverlust am Motorrad, mitten auf dem Stilfser Joch?

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Ich lenke in die nächste Serpentine ein und bringe das Motorrad mit minimalem Dreh am rechten Griff um die Ecke – ohne zu kuppeln, ohne zu schalten. Und: ohne Getöse, meinem Untersatz fehlt nämlich auch der komplette Benzin-Motor inklusive Ver- und Entsorgung.

Stromaufwärts – Bildergalerie

Für Vortrieb sorgt in diesem Kraftrad ein batterieversorgter Elektro-Motor der ganz dicken Sorte: er malträtiert seinen Antriebsstrang mit einem Drohmoment (sic!) von 200 Nm, und DAS ist im Motorrad-Bereich ein unfassbar hoher Wert. Zum Vergleich: das KTM-Beast, die 1290 Superduke R, die als vollkommen übermotorisiert gilt, drückt im Vergleich schmächtige 140 Nm.

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Ansatzlos werde ich ausgangs der Kehren nach vorne gerissen – nicht wie bei Verbrennungsmotoren mit steigender Drehzahl immer stärker und irgendwann nachlassend, sondern schlagartig und mit voller Wucht. Dass dabei die Kettenrad-Muttern nicht abscheren oder sich die Felge nicht im Reifen dreht, ist ein Wunder der Energica-Elektronik. Ihre lebenserhaltende Arbeit läßt sich am hektischen Störfeuer rund um das glasklare TFT-Display erkennen, während die Ego enthemmt den Berg hoch beschleunigt.

Ihre Bewegungsenergie können Eva und Ego zum Teil rückgewinnen – und das hebt das Fahrerlebnis auf ein neues Level. Je nach im Display gewählter Einstellung rollen die Maschinen bei geschlossenem Speedgriff ungebremst weiter, verzögern leicht bis spürbar oder werfen massive Anker hinter sich. Das kann soweit gehen, dass die Bremse auf der Abfahrt vom Stilfser Joch kein einziges Mal betätigt werden muss. Viel Strom wird dabei allerdings nicht erzeugt, dafür sind die Energicas dann doch zu leicht und die Rekuperationszeiten zu kurz. Zumindest bleibt der Verbrauch – selbst beim zügigen Abfahren – bei Null. 

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Rätselhaft auch der aus billigem Blech gestanzte Zündschlüssel mit seinem giftgrünen und sofort verschmutzenden Plastikknubbel. Einem Motorrad, das via Bluetooth und Handy-App überwacht werden kann, stünde meiner Meinung nach eine moderne Keyless Go-Lösung äußerst gut zu Gesicht, ebenso wie eine in’s Cockpit integrierte SmartPhone-Navigation.

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Die Moppetprosa-Story Stromaufwärts erschien im Motorrad Magazin MO, Ausgabe 2.2020 und kann auf www.motorprosa.com komplett gelesen werden.


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