Mad Moppetprosa Monday #8
Wohin schauen, bei solch’ einem Foto – auf die Landschaft? Auf das Biest? Oder auf .. ? Uli hat seiner kurvensüchtigen Motorradfahrer-Seele freien Lauf gelassen und ein paar äußerst anregende Bilder geschickt. Challenge accepted!
Ulis Bilder zum Mad Moppetprosa Monday #8
Die Gedanken von Jürgen: Kurven !!
WAS für ein Anblick, WAS für Kurven! Dieses eine Foto springt mir nahezu direkt ins Gesicht. Ich möchte meiner Leidenschaft sofort ungezügelten, freien Lauf lassen, mich für ein paar wilde Momente ganz gehen lassen.
Nur noch kurz warten, bis das Mädel in den gut gefüllten Klamotten ein paar Schritte weiter gelaufen ist – sie soll sich vom Rumble des KTM-Beasts ja nicht fürchten. Dann kann der Tanz durch die Dolomiten losgehen.
Wie – ihr habt grad an etwas anderes gedacht? Na sowas … 😉
Kurven: sie sind doch DER eine Grund, sich ein Motorrad zu kaufen. Gibt sogar wissenschaftliche Abhandlungen dazu – auch von mir! Mit festem Druck auf den Zähnen auf sie zustürmen, so spät wie möglich so hart wie möglich anbremsen und dann abtauchen, die Welt kippen lassen, Fliehkräfte spüren … Motorrad-Crack.
Mein erstes, bis zum Bersten frisiertes Zweirad, ein kackbraunes Mofa, lief eigentlich ganz passabel – auch wenn einige Rennradler auf der Ebene trotzdem schneller waren. Schmale Gummis und wenig Speed ließen natürlich auch keinen Schräglagen-Zauber aufkommen …
Während meine Jahrgangs-Kollegen den Kurven in damals noch nicht soo engen Leggins nachliefen – meist erfolglos –, arbeitete ich mich an den Asphaltkurven rund um mein Dorf ab.
Natürlich auch meist erfolglos.
Aber dann: Suzuki RGV 250. Meine erste große Liebe, mein erstes Mal – und wir fielen gleich mal in 90 Grad Schräglage. Diesen Trick versuchte ich später mit einer Yamaha FZR 1000 Exup mutig ein weiteres Mal. Und weil’s wohl immer noch zu wenig schmerzte, auch mit der TRX 850 aus gleichem Hause. Dann wurde mir klar – Schräglagen über 50 Grad sind nur was für die Jungs im MotoGP-Zirkus. Die müssen Plastikschrott und Löcher im Leder auch nicht aus eigener Tasche zahlen …
Später kamen die Supermotos – und mit ihnen ging das Feiern des Ungeraden plötzlich ganz easy von der Hand. Das Plastik überlebte das Treiben im Wesentlichen unversehrt, dafür blieb viel, sehr viel Gummi auf den Straßen meiner Heimat liegen.
Nicht nur einmal mehr als die Polizei erlaubte (schöne Grüße an die Ticket-Schreiber) und nicht nur einmal mehr, als mir gut tat (liebe Grüße an die netten Schwestern in der Ersten Hilfe).
Was mit diesen Gazellen auf zwei Rädern möglich war, das spottet auch heute noch jeder Beschreibung: die Exstase beim Sliden und Driften durch die Spiralkurven der Südtiroler Pässe wird immer der Höhepunkt in meinem motorisierten Leben bleiben.
Vom Höhepunkt zum peinlichsten Tiefpunkt in Sachen Kurven – den besorgte mir tatsächlich eine Frau. Sie war wunderschön und wunderbar verboten anzusehen, in meinem wie angegossen passendem Racing-Leder. Ich nahm sie auf meiner Ducati mit, fuhr meine Lieblingsstraßen mit ihren Händen auf meiner Hüfte und ihren weichen Kurven in meinem Rücken. Sie versprach mir dann, in der erotischsten Minute dieses Ausflugs, dass sie, sobald sie 16 wäre, auch den Motorradführerschein machen würde, denn dieser Swing durch die Kurven wäre so wunderbar.
“… und es war Sommer …“, und ich schaffte es einfach nicht, im Boden zu versinken.
Den ihr geliehenen Lederkombi mit offensichtlich weiblichem Schnitt habe ich danach nur noch selten getragen. Es gab mir einfach immer zu denken, und irgendwann musste ich die Story dazu niederschreiben, um darüber hinweg zu kommen.
Heute, nach ein paar Jahrzehnten auf Einspurern, ist das Thema Kurven im Grunde durch. Die Knie finden bei Verlangen ganz einfach Bodenkontakt, Werbefläche auf den Reifen gibt’s keine mehr. Wie sagt man so schön? “Unterschätze nie einen alten Motorradfahrer”.
Aber wenn die Bremszangen meines Motorrads surrend in Stahlscheiben beissen, wenn es mich derb an den Tank drückt, ich mich in immer tiefere Schräglagen lege und mich die Power des Motors durch eine langgezogene, schnelle Kurve feuere – das ist immer wieder auf’s Neue verboten geil 😉
Feel Spaß!
Jürgen
- Was ist das Magische an einer Kurve? (Motorprosa-Story)
- Die Sache mit dem anderen Geschlecht (Motorprosa-Story)
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