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Mad-Moppetprosa-Monday-6-3

Mad Moppetprosa Monday #6

Premiere bei unserer wöchentlichen Challenge: wir haben einen Gastautor!

Diesmal hat Uli an Matthias Göbel eine Auswahl von coolen Fotos geschickt. Matthias ist Journalist, Social Media Manager und Owner von Play Out Right Now (P.O.R.N.) Recordings – also ein echter Hochkaräter! Checkt auch mal seinen Instagram-Kanal!
Vielen Dank, Matthias – wir sind stolz, Dich als Gastautor gewonnen zu haben!


Ulis Bilder zum Mad Moppetprosa Monday #6

Die Gedanken von Matthias:
Der «Elefantenboy», das schwäbische Raumwunder

Alle guten Dinge sind drei, heißt es. Und folgende drei Dinge machen mich glücklich: ein Motorrad, Zeit und leichtes Gepäck. Machen wir uns nichts vor, Gepäck ist ein notwendiges Übel, wir wollen ja gerüstet sein, egal, was kommt. Aber wir wollen auch nicht mehr mitnehmen als wir unbedingt brauchen, denn zu viel Gepäck reduziert den Fahrspaß. Topcase und Koffer sind nur für Overlander, die wirklich viel brauchen, und für Leute, die keine Ahnung haben, wie wenig man wirklich benötigt.

Rückblende: 1980, bei meiner ersten Reise mit meinem Mopped, einer Zündapp CS50, stand ich vor zwei Problemen: Was nehme ich mit und wo packe ich es hin. Das Was war schnell entschieden: Meinen Schlafsack und ein Zelt schnallte ich auf den Gepäckträger. Alles andere kam in meinen Tankrucksack: die Unterwäsche, die Badehose, ein Handtuch, etwas Werkzeug und natürlich auch Socken. Jeans musste ich keine mitnehmen, die hatte ich ja bereits an, natürlich ohne Protektoren, gab es ja damals™ noch nicht. Der Tankrucksack war ein Elefantenboy von Harro aus Leder, so einer wie ihn diese schöne alte BMW hier spazieren fährt.

Der war ein echtes Raumwunder und in jeder Wunschfarbe zu erhalten – so lange die nur schwarz war. Sicher kennst du das Buch «Der kleine Prinz». Erinnerst du dich noch an die Geschichte mit der Schlange, die den Elefanten verschluckt? Genau so kannst du dir den «Elefantenboy» vorstellen: So flach wie die Schlange, bevor sie den Elefanten verschluckt hatte, und genauso voluminös wie die Schlange, nachdem sie den Elefanten heruntergewürgt hatte.

Ein Berg türmte sich dann vor dem Fahrer auf, dessen schaumgummi-gepolsterte Bodenplatte mit Lederriemen am Zweirad festgezurrt werden musste – Schiefer Turm von Pisa nix dagegen.

Beim Tanken konnte die Bodenplatte am Tank verbleiben: Die Aussparung musste nur über dem Tankdeckel platziert werden. Überlaufendes Zweitaktgemisch tränkte den Schaumstoff und wurde so am Weglaufen gehindert. Praktisch.

Dieser Tankrucksack stammte aus einer Zeit, als in Deutschland noch schwarze Taxis fuhren, natürlich von Mercedes. Und Wanderer ziemlich sicher Kniebundhosen mit roten Strümpfen trugen und «Im Frühtau zu Berge» sangen. Kurz: aus einem anderen Jahrhundert. Die Firma Harro wurde in Rohrdorf, einem kleinen Örtchen in der Nähe von Tübingen, dem Ort meiner Kindheit und Jugend, gegründet. Weithin bekannt wurde Harro allerdings mit Motorradbekleidung: Die Lederjacken und zweiteiligen Motorradkombis waren legendär.

Heute ist der Harro «Elefantenboy» ein Klassiker, der bestens zu klassischen Motorrädern passt. Mir ist er allerdings vom Handling her etwas zu umständlich, und das wiegt für mich schwerer als die coole Optik. Die Firma Harro hat eine bewegte Geschichte, die Marke wurde wiederbelebt mit dem traditionellen Malteserkreuz im Logo. Eine alte Harro-Jacke hängt bei mir in der Garage.

Was ich aber eigentlich sagen möchte: Auch heute verteile ich mein Gepäck auf einen Tankrucksack und eine Gepäckrolle – sogar wenn wir zu zweit für ein paar Wochen unterwegs sind.

Alle guten Dinge sind drei: gute Gesellschaft, gute Laune und ein gutes Motorrad.

Euer Matthias

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2 Gedanken zu „Mad Moppetprosa Monday #6“

  1. Danke Matthias für diese Kurzstory zum Thema Elefantenboy. Ich hatte ihn schon in der kleinsten Ausführung so um 1980 herum für meine Yamaha DT 125. Danach hat die Grosse Ausführung auf meiner Honda CB 750 four Platz gefunden. Vom Handling her genau wie von dir beschrieben: Platz ohne Ende, aufgetürmt bis geht nicht mehr und überaus instabil wenn das Motorrad auf dem Seitenständer abgestellt wurde. Infolge des Stummellenkers war es ein dauerndes Abwägen wie hoch er gepackt werden durfte, so dass die Hände den Lenker noch erreichen konnten. Untendrin Werkzeug was halt rein ging, obendrin das Nötigste an Kleidern plus Zahnbürste.
    DLzG, Robert

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