Mad Moppetprosa Monday #5
Nächste Spaßrunde für EURE Unterhaltung – unsere wöchentliche Challenge:
Der Eine postet ein paar Fotos, der Andere muss einen Text dazu verfassen. Und damit’s spannend wird, bekommt der Schreiberling die Bilder erst am Sonntag Abend – der Text muss am Montag stehen.
Ulis Bilder zum Mad Moppetprosa Monday #5
Jürgens Gedanken dazu: Ostern
Ich hab’s schon fast vergessen, aber Ostern hat eine ganz ganz besondere Bedeutung für mich. Weniger aus religiösen Gründen, obwohl ich jahrelang Ministrant war und zu Ostern die katholische Hütte brannte. Auch nicht wegen meines Running Gag-Daseins als Reserve-Jesus, mit langen Haaren, Spitzbart und schmalen Gesicht. Nein.
Eines Osterns erlebte ich, passend zum Running Gag, eine Auferstehung – aus einer lautlos schreienden Traurigkeit in eine mutmachende Zuversicht. Aber das ist eine andere Geschichte, für die „Extreme“-Rubrik auf MotorProsa, nicht für diese Challenge …
Mit 20 habe ich erstmals ein richtiges Motorrad gestartet. Und es war Sommer … – aber die Entscheidung, mein Studium zu stoppen und mich auf zwei motorisierten Rädern ins Leben aufzumachen, die traf ich um Ostern. Denn während meine Schludernser Mitbürger im Grün des neuen Grases versteckten Eiern hinterher liefen, füllte sich die Straße durch den Vinschgau lautstark mit Beikern aus der Germanei.
Auf dem Bus-Wendeplatz zerlegten langhaarige, nach Benzin stinkende und belederte Typen ihre Motorräder. Es war die glorreiche mechanische Zeit: ständig mussten Zündkerzen kontrolliert und Benzinfilter durchgeblasen werden.
Rund um die Maschinen lagen Tanks, Sitzbänke, Lederjacken, Zigaretten und Werkzeug verstreut – garniert mit Biergläsern, denn die Eisdiele hatte schon damals To-Go im Angebot, ohne davon zu wissen. Und die Frauen der Typen machten sich, inzwischen wenig bekleidet in der Sonne liegend, einen Spaß daraus – da war für alle Sinne etwas geboten!
Während also die redlich durch die Karwoche gekommenen Mitglieder meiner Familie ihre schönsten Kleider, ihre edelsten Parfüms und die schmerzhaftesten Schuhe an die Ostersonne brachten, dache ich an Benzin, Bier, Bikes’n’Babes. Klar. Ich wusch mir die Rindvieh-Exkremente nach der Eiersuche mit dem Zweitakt-Gemisch meines irre frisierten Piaggio Bravo von den Händen, roch daran und beschloss:
Ich werde jetzt Beiker! Ich will mir eine Lederjacke mit diffusen Symbolen und Botschaften um den Götterkörper werfen, will in die Fremde fahren, auf den dortigen Dorfplätzen mein Bike zerlegen und von kurvenreichen Hasen umzingelt sein. Ich will mich von Bier und Zigaretten – oder sonst irgendwie cool – ernähren, und ich will ein Held der Jugend sein.
Ja, so war mein Traum.
Für die Finanzierung meiner Suzuki musste ich meine Zeit aber mit drei Jobs verbringen, unter anderem als Küchengehilfe im Nachbardorf. Der Job hatte leider einen eher geringen Coolness-Faktor, aber hey – ich hatte ein EIGENES Motorrad!
Ich schälte dort über Jahre Tonnen von Kartoffeln und verspiegelte Millionen von Eiern. Der Geruch Tausender ausgelöster Freitags-Forellen zog die Weiblichkeit eher nicht so an wie erhofft – aber nach dieser Oster-Erleuchtung bin ich nie wieder zu Fuß gegangen, sondern nur noch Motorrad gefahren. Und darum:
Das Vorderrad hoch zum Gruß!
Jürgen
Die bisherigen Challenges
- 7. Juni 2021
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- 3. Mai 2021
- 26. April 2021
- 19. April 2021
- 12. April 2021
- 29. März 2021
Köstlich mal wieder. Bis auf den Fisch, aber man kann ja nicht alles haben.