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Mad Moppetprosa Monday

Mad Moppetprosa Monday #10

Es gibt Menschen, die kaufen sich zum Fotografieren ein Telefon, teurer als eine gute Kamera. Kann man machen, so ein Telefon habe ich auch. Dass mir mein Lichtmaler Uli aber Fotos von Handy-Fotografen schickt, das verwirrt mich grad. Zeit für einen Blick in die Vergangenheit ..


Ulis Bilder zum Mad Moppetprosa Monday #10

Die Gedanken von Jürgen: Früher war alles besser!

Da kommen sie an. Nach langer Fahrt, über Stunden, endlich die erste Pause – in den Füßen kribbeln die Motoren, in den Hintern staut sich die Hitze der Ergo-Gel-Sitzbänke. Helm ab, kurz den Kopf schütteln, und dann:

Handy raus!

JAA, lasst uns die Landschaft durch ein gorillaverglastes und fettverwischtes, verbogenes Display betrachten. Lasst uns die riesigen Wunder der Natur mit Mini-Linsen ins Visier nehmen und uns über die kreativen Effekte der Fingerabdrücke auf der Optik freuen.

Zieht das Motiv auf’s Doppelte und drückt die Schärfe auf die Hälfte. Tappt wackelnd auf den virtuellen Auslöser – für dieses “Verdammt!”-Gefühl beim Herumzeigen in der Runde. Aber nochmal neu fotografieren? Och, lass mal ..

Ach, wie war das früher alles anders. Telefone hatten zwar nur Displays in Briefmarken-Größe, dafür hielten die Akkus den ganzen Urlaub lang. An der Speicherung eines 2021er-Fotos wären diese Dinger wochenlang gescheitert. Dafür taugten sie prima, um damit Zelt-Heringe im Boden zu versenken.

Ordentliche Kameras wogen so schwer wie sie aussahen. Jeder Druck auf den Auslöser wurde von der permanenten Angst begleitet, mit dem nächsten Schuss wieder eine Mark für ein schlechtes Bild zu versenken.

Ist das mit modernen Motorrädern nicht ganz ähnlich? Wo früher™ Feingefühl an den Rädchen notwendig war, wo der Zug am falschen Hebel ganze Vermögen vernichtete, wo das Spiel mit den Einstellungen das Spiel manchmal zum Drama werden ließ, gibt’s heute 200 PS-Raketen mit CanBus-gesteuerten Federelementen, HAL-überwachten Bremsen mit Drift & Die-Erkennung und jeder Menge Sensoren am Schalthebel für’s prasselnde Quickshiften. Braucht’s ja dringend, auf den Landstraßen dieser Welt.

Alles auf Knopfdruck resett- und wiederherstellbar, denn den Verlauf des Erfahrenen sichert die NSA in den US of A. Sagen zumindest die Verschörer mit Gates-Chip.

Meine Altehrwürdige aus dem letzten Jahrtausend, die Ducati 748s, ist nicht nur im Vergleich dazu eine fette, analoge und zwar geile, aber leider – oder zum Glück – unsmarte Maschine. Sie schickt ihre knappen 100 PS in den Hinterreifen, ohne dass die NSA es weiß, bremst auf direktem Weg durch zwei dünne Bremsleitungen, ohne dass ein Steuergerät mitmischt, putzt sich beim unsauberen Kupplen lautstark die Getriebezähne, und um richtig scharf abzuliefern, müssen die Rädchen am Fahrwerk schon vor der Fahrt gekonnt gedreht werden. Diese Rädchen klicken zwar auch, aber nicht auf einem Display. Gibt’s gar keins.

Dafür ist der Film, der im Monoposto-Sattel der roten Analogen äußerst emotional belichtet wird, selbst im digitalen Heute nicht billig zu entwickeln.

Ist aber nicht schlimm, denn es gibt für die 748 ständig echte, nach oben gereckte Daumen – von denen, die einen kecken Blick riskieren, auf die Termignonis im Bologneser Heck.

Ah, es ist soweit – die Sintflutung von Instagram ist vollzogen. Follower rund um den Globus beginnen den Swipe durch Timelines und Storys, rebloggen und sharen Zeugs und reichen ihre fingerabgedruckten Displays herum.

Find ich grad auch prima! Macht’s gut, kommt gut weiter, und vergesst nicht, Eure telefonierenden, smarten Fotoapparate an USB-Buchsen zu stecken!

Endlich gehört die komplette mobile Bandbreite vor der Imbiss-Bude wieder der LTE-SimCard meiner Zero SR/F. Sie lädt nicht nur gerade ihren Akku wieder auf, sondern auch ein Gigabyte-schweres Firmware-Update herunter, damit sich das smarte Batterie-Management kalibrier ..

.. oh verdammt, ich wurde soeben assimiliert ..!

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Jürgen

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