Interview mit Umberto & David von Zero Motorcycles
Anlässlich der herbstlichen Motorrad-Messen haben wir uns mit Umberto Uccelli und David Schlosser getroffen und ihnen einige Fragen gestellt. Umberto ist Vice President and Managing Director von Zero Motorcycles EMEA, David ist Feld-Techniker für den DACH-Raum.
[.. Moppetprosa ..]
Umberto, worauf legt Zero Motorcycles seinen Fokus?
[.. Umberto Uccelli ..]
Zero Motorcycles ist Marktführer im Segment der E-Motorräder. Reichweite, Ladegeschwindigkeit und Preis unserer Motorräder sind drei Punkte, bei denen viele Menschen noch Fragen haben. Unsere Ingenieure haben viel Arbeit in diese drei Punkte investiert und Produkte konstruiert, die die beste Reichweite und die schnellste Ladegeschwindigkeit haben.
Mit Blick auf den Preis haben wir das Konzept „Total Costs of Ownership“ entwickelt. Das heißt, ein elektrisches Motorrad kann teurer sein als ein Verbrenner-Motorrad mit der gleichen Performance. Die Betriebskosten – Kosten für Sprit auf der einen und Elektrizität auf der anderen Seite – sind aber nicht vergleichbar. Verbrennungsmotoren haben Wartungskosten, die wir nicht haben. Mit steigender Laufleistung wird die Differenz immer größer.
Die Kosten hängen vom Motorrad ab, davon, wie viele Kilometer man fährt, und auch vom Land. Treibstoff und Elektrizität sind je nach Land unterschiedlich teuer. Wenn man die Zero DSR/X mit einer BMW GS oder einer Ducati Multistrada vergleicht, muss man sich fragen: Wie viel kostet die Wartung für eine BMW oder Ducati und wie weit fahre ich? 10.000, 20.000 oder 30.000 Kilometer sind sehr oft der Fall. Dafür entstehen höhere Kosten als bei der Zero DSR/X. Deshalb sprechen wir von „Total Costs of Ownership“.
Die „Costs of Ownership“ sind bei elektrischen Motorrädern schon heute niedriger. In einigen Ländern gibt es zusätzliche staatliche Unterstützung: Man zahlt keine Mautgebühren, weniger Versicherungsprämien, niedrigere oder keine Steuern. Außerdem sind wir mit unserer Technologie stärker als andere Unternehmen auf den Umweltschutz fokussiert – aber das gilt für alle elektrischen Motorräder. Der Umweltschutz ist ein wichtiger Punkt.
Und dann das Fahrgefühl, das ist …
[.. Moppetprosa ..]
… über jeden Zweifel erhaben?
[.. Umberto ..]
Ja! Auch das Design ist wichtig. Wir sind zwar ein amerikanisches Unternehmen, aber unser Design ist schon immer europäisch inspiriert – man sieht es an den neuen Motorrädern wie der DSR/X oder der SR/F, unser Naked Bike, oder an der FXE.
[.. Moppetprosa ..]
Wo wollen Produkte von Zero besonders hervorstechen?
[.. Umberto ..]
Man muss Spaß haben, wenn man mit dem Motorrad fährt. Das ist sehr, sehr wichtig, denn man hat keinen Freude, wenn ein Motorrad nicht schön ist und man kein positives Gefühl hat. Für ein elektrisches Fahrzeug sind zusätzlich Fahrleistung und Reichweite wichtig, deshalb haben unsere Ingenieure darauf besonderes Augenmerk gelegt.
[.. Moppetprosa ..]
Wen sehr Ihr als Eure Zielgruppe? Erfahrene Motorradfahrer? Fahranfänger? Elektromobilitäts-Affine? Oder ganz einfach jeden Kradfahrer?
[.. Umberto ..]
Das ist ein interessanter Punkt. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass nicht wir unsere Endkunden auswählen – die Kunden wählen uns. Und sie sind mit Sicherheit erfahrene Motorradfahrer. Es gibt viele, die sagen: „OK, ich kaufe als zweites oder drittes Motorrad ein elektrisches.“ Und dann lieben sie es und fahren nur noch damit. Unsere Firma existiert schon seit 16 Jahren, und am Anfang waren die Kunden hauptsächlich Ingenieure oder EDV-Manager – Leute also, die wirklich an Neuheiten geglaubt haben: Early Adopters, Dreamers.
Inzwischen bieten wir auch A1-Motorräder an: 11-Kilowatt-Motorräder für Fahranfänger. Es macht sehr viel Spaß, damit zu fahren, denn das elektrische Fahren ist vollkommen anders als mit einem Verbrennungsmotor.
[.. Moppetprosa ..]
Ihr seid zufrieden, wenn jemand einen Vergleichstest macht?
[.. Umberto ..]
Ja, natürlich. Aber das ist nicht der Kernpunkt unserer Kommunikation im Marketing. Wir sind zufrieden, wenn Journalisten, Blogger, Händler, Endkunden – alle, die mit unseren Motorrädern fahren, zufrieden sind. Darauf kommt es an: Menschen, die mit unseren Motorrädern fahren.
Wir sind sehr stolz auf unsere Produkte. Und fast alle, die unsere Maschinen fahren, sind wirklich zufrieden. Das ist eine schöne Überraschung für die skeptischen Kunden, aber auch für die anderen. Wir haben ein Sonderprogramm für unsere Händler, wir haben eigene Pressefahrzeuge für die Journalisten. Und wir sind wirklich zufrieden, wenn die Kunden uns berichten, wie sie die Testfahrt erlebt haben.
[.. Moppetprosa ..]
Als wir in diesem Sommer für die Zeitschrift MOTORRAD drei Storys in Frankreich produziert haben, hätten wir neben den Motorrädern eigentlich auch noch Blanko-Verträge mitnehmen sollen. Auf den Passhöhen haben wir mit so vielen Leuten gesprochen, das war großes Botschaftertum.
[.. Umberto Uccelli ..]
Das kann ich mir vorstellen. Ich hoffe, dass ihr wieder solche Reisen machen werdet.
[.. Moppetprosa ..]
Warum verbaut Ihr keine Feststellbremse? Oder anders gefragt: Wann kommt eine Feststellbremse, wie zum Beispiel beim BMW C-Evolution Roller: Ständer raus, Bremse fest – das wäre doch eine extrem coole, einfache Nummer, oder?
[.. David, Techniker von Zero Motorcycles EMEA ..]
Definitiv. Wir suchen nach einer Lösung. Allerdings sind unsere Ansätze noch relativ schwierig serienreif und vor allem zulassungsfähig umzusetzen. Wir werden noch den einen oder anderen Ingenieur benötigen, der uns das ermöglicht.
[.. Moppetprosa ..]
Das klingt vielversprechend. Ich war mit der SR/F intensiv unterwegs: Zwei Wochen lang – mit wachsender Begeisterung! Was mich aber gestört hat, war der Schalter für den Tempomat, der meiner Meinung nach auf die linke Seite gehört.
[.. David ..]
Das ist bekannt. Wenn während des Gasgebens der Schalter gedrückt wird, schwankt man immer wieder ein paar km/h hin und her. In der Praxis mache ich es so: Ich fahre 5 km/h schneller, als ich meinen Tempomat einstellen will, schließe dann das Gas und aktiviere den Tempomat. Dann treffe ich meine gewünschte Geschwindigkeit.
[.. Moppetprosa ..]
Ich habe eine KTM Super Duke, da mache ich das mit dem linken Daumen. Ich aktiviere den Tempomat, dann regle ich die Geschwindigkeit rauf oder runter. Das funktioniert sehr viel besser – ist vielleicht eine Anregung.
[.. David ..]
Auf jeden Fall.
[.. Moppetprosa ..]
Ich werde mir trotzdem eine Zero kaufen und mir irgendwie den Schalter auf die linke Seite legen. Was habe ich noch zu meckern? Federelemente.
[.. David ..]
Die Federelemente sind voll einstellbar, und wenn man sich ordentlich damit befasst …
[.. Moppetprosa ..]
Das habe ich getan.
[.. David ..]
… ist noch einiges rauszuholen. Wenn das nicht reicht, dann empfehle ich, dass man sich an einen Fahrwerksspezialisten wendet.
Mit dem richtigen Öl und auf das Gewicht und Beladung ausgelegten Federn ist das Fahrwerk definitiv so abstimmbar, dass jedermann glücklich ist.
Umberto & David: Herzlichen Dank für das Gespräch!
Übrigens: Jürgen war bei der Präsentation der nagelneuen Zero DSR/X in Sizilien mit dabei. Seinen Fahrbericht findet Ihr hier.