Erlebnis Timmelsjoch
Portrait des Timmelsjoch – Der dritte Weg in den Süden: Neben Reschen- und Brennerpass gibt es in Südtirol noch eine weitere Möglichkeit, den Alpenhauptkamm zu überqueren: das 2474 m hohe Timmelsjoch.
Das Moppetprosa-Passportrait zum Timmelsjoch erschien in MOTORRAD, Europas größter Motorrad-Zeitschrift, Ausgabe 22.2022.
Archäologische Funde bezeugen seine Begehung bereits in vorchristlicher Zeit, vermutlich wurde der Übergang vom Südtiroler Passeiertal in das Nordtiroler Ötztal aber schon in der der Steinzeit genutzt.
Pläne, den alten Saumpfad auszubauen, gab es bereits Ende des 19. Jahrhunderts, doch die Wirren des Ersten Weltkriegs und die Grenzziehung danach machten diese zunichte. Erst Mitte der 1950er Jahre begann der Bau der Timmelsjoch Hochalpenstraße. Visionäre Ötztaler dachten die alten Pläne nochmal neu und stellten die Straße bis zur Passhöhe innerhalb von vier Jahren fertig. 1959 wurde eingeweiht – als „Sackgasse“, denn die alte Militärstraße auf italienischer Seite war stillgelegt und einige Kilometer zu kurz. Erst 1968 fand zusammen, was seit Urzeiten zusammen gehörte – für beide Täler ein Meilenstein.
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Während im Meraner Becken Palmen stehen und Wein gedeiht, zeigen sich später riesige Obstplantagen an der in ungezählten Kurven durch das Tal führenden SS44. Im geschichtsträchtigen St. Leonhard in Passeier – Stichwort Tiroler Freiheitskampf – liegen satte Weiden an ihren Rändern. Hier teilt sich die Straße: Das Timmelsjoch liegt in westlicher Richtung, der Jaufenpass klettert nach Osten in das Eisacktal.
Scharf in die buckeligen Steilhänge geschnittene Serpentinen sorgen für raschen Höhengewinn, wenig ästhetische Betonblöcke, an denen die Witterung stark nagt, verhindern den freien Blick in die Tiefe. Feldwege führen zu abgelegenen, aber immer noch bewirtschafteten Almen.
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Als wollte Südtirol auf den letzten Kilometern nochmals freundlich grüßen, begrenzen aufwändige Natursteinmauern den Straßenrand und der Belag protzt mit einer luxuriösen Qualität für einen Pass dieser Höhe. Das Passmuseum, ein monolithischer, rot gefärbter und die umliegende Felswelt zitierender Betonkörper, schwebt über die hier im besten Sinne verbindende Grenzlinie, dokumentiert in seinem Inneren, das wie eine Gletscherhöhle gestaltet ist, in historischen Fotos den Bau der Hochalpenstraße.
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Auf Nordtiroler Seite eröffnet sich eine neue Welt. An die Stelle von engen, steilen und fahrerisch verlangenden Kilometern tritt ein reisebustauglich breites Asphaltband, das über eine Handvoll bestens ausgebauter Kehren in das Timmelsbachtal abfällt.
Erlebnis Timmelsjoch – Bildergalerie
Das Moppetprosa-Passportrait zum Timmelsjoch erschien in MOTORRAD, Europas größter Motorrad-Zeitschrift, Ausgabe 22.2022.