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Passportrait Susten - eine Traumstrasse

Erlebnis Susten

Man stelle sich vor, jemand käme auf die Idee, mitten in den Alpen eine Straße nur zum touristischen Vergnügen zu bauen. Unvorstellbar? Nun, Ende der 1930er Jahre beschlossen Schweizer Behörden genau das.


Das Moppetprosa-Passportrait zum Susten erschien in MOTORRAD, Europas größter Motorrad-Zeitschrift, Ausgabe 25.2021.


Bis dahin ein eher unbedeutender Pfad, führt der Sustenpass seit 1946 bestens ausgebaut vom Fuß des Gotthard-Passes hinüber ins Haslital. Am Eröffnungs-Sonntag überquerten ihn 15.000 Fahrzeuge – das waren 12 % aller damals in der Schweiz zugelassenen Automobile. Das ist heute in der Tat unvorstellbar …

Die Natur hat es den bauenden Menschen hier nicht leicht gemacht, dennoch beugte sie sich. Dunkle, sich in den Berg windende Tunnels und zwischen den Felswänden klemmende Steinbrücken erlauben die Fahrt von Wassen über die tiefe Schlucht der Meienreuss. Massive Beton-Galerien stellen sich Lawinen in den Weg, stützen sich am Fels, ringen um Halt. Unwillkürlich gehen bei der Durchfahrt die Schultern hoch, in der Hoffnung, dass nichts von oben kommt, denn das wäre niemals etwas Gutes.

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So heftig der Aufstieg bei Wassen und die Fahrt über schwindelerregende Viadukte war, so unspektakulär schwingt sich nun die Straße durch’s Meiental, erlaubt das Cruisen in den ganz großen Gängen. Der Belag ist gleichmäßig und eben, die Bordsteine mit Schweizer Präzision gesetzt, sogar die bündig eingelassenen Kanaldeckel sind irgendwie schön.

Die letzten Kehren überraschen weder mit engen Verläufen noch mit herausfordernden Steigungen. Einzig der Blick durch den Bündnerzaun, diese schmalhüftige Straßenbegrenzung, hinunter in die Tiefe kann Nerven reizen – aber ehe der Respekt vor den Abgründen überhand nimmt, spuckt der Scheiteltunnel des Sustenpasses seine Besucher auf die Passhöhe. Im Schatten von zahlreichen 3000ern eröffnet sich ein unvergleichliches Panorama mit Blick auf den mächtigen Steingletscher, seinen Schmelzwasser-See und die ihn flankierenden Bergriesen.

[…]

Wir wären nicht in der Schweiz, würde auf gutes Aussehen nicht höchster Wert gelegt: alles verschandelnde, rostende und sich bei Feindkontakt verbeulende Leitplanken gibt es an den Rändern der 80jährigen Straße nicht. Wer sein Motorrad unfreiwillig verlässt, wird zum Steinbeißer, hat die Wahl zwischen Felswand oder einem der Begrenzungssteine. Blechener Unterfahrschutz an Metallstützen wäre ein Sakrileg an dieser steinigen Landschaft. Und: wir wären nicht in der Schweiz, würde das Postauto nicht seine Breite beanspruchen.

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Das Moppetprosa-Passportrait zum Susten erschien in MOTORRAD, Europas größter Motorrad-Zeitschrift, Ausgabe 25.2021.


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